Samstag, 11. April 2009
Unser (fast) letzter Tag in Reineh
Nachdem wir uns nach einem wirklich interessanten Vormittag verabschiedet hatten, ging jedes deutsche Maedchen mit dem Wissen in die Gastfamilie, dass uns nur noch 24 Stunden mit den Maedchen, Familien, Cousins und Cousinen (...) bleiben. Da es fuer diesen Nachmittag kein festes Programm gab, kann ich von keinen gemeinsamen Erlebnissen berichten.
Ich durfte bei den Osterneinkaeufe dabei sein. Das bedeutet in einem voellig ueberfuellten Nazareth von Shop zu Shop zu gehen und passende Festkleidung zu suchen. Wenn man selbst nichts finden muss, und nur die Stimmung einer, von Ostern-Aufregungen gepraegten Stadt, erleben darf, kann das richtig Spass machen. Ich selbst musste aufpassen, an nichts zu viel Interesse zu bekunden, das heisst nichts genauer anzuschauen, denn sonst war es nicht zu schaffen meine Gastfamilie davon abzuhalten, es mir zu kaufen. So ist mein Rucksack, den ich jetzt gleich noch richten muss, um ein Paar Schuhe und einem Geldbeutel voller...und geroestet Nuesse muessen auch noch reinpassen, so wie all die Suessigkeiten von gestern. Ich glaube wir deutschen Maedchen werden mit sehr schweren Rucksaecken, sowie mit sehr dicken Baeuchen zurueckkehren...Beides scheint hier unvermeindlich: "Please taste this, do you want MORE?"

Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir alle heute einen wunderschoenen letzten Tag hatten!
Dass ich mir nicht 100% sicher bin, liegt wohl daran, dass die Deutschen nur 45 Minuten pro Monat per Handy kommunizieren, so steht es zumindest im Reisefuehrer. Bei den Araber sind es 500 (!) Minuten. Das bedeutet wohl, dass jeder immer genau bescheid weiss. Reisefuehrer wissen ja jetzt auch nicht immer alles so ganz genau, aber diesen Punkt koennen wir alle bestaedigen! Um unsere Leser nicht im Unwissen zu lassen: Der erste Grund ist, dass die Araber daheim selten zu erreichen sind und zweitens ist das Homephone schlicht und einfach teurer!
Ich rufe jetzt nicht jeden an, um mitzuteilen, dass es schoen waere mehr Zeit mit den Reineh-Girls zu verbringen, dass wir uns aber auch auf Jerusalem freuen!
Viele Gruesse!

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Workshop
Heute, an unserem letzten vollen Tag in Reneh, stand also der Workshop auf dem Programm. Letztes Jahr hatten wir ja schon in Freiburg ueber Themen wie Religion und Kultur, Heimat, etc. gesprochen. Daran wollten wir jetzt auch in Israel anknuepfen. Die Lehrer der Latin School hatten sich dafuer ein Konzept ueberlegt. Es ging los mit fuenf Fragen (Was will ich in meinem meinem Leben erreichen?, Was ist wichtig fuer mich?, Was bereitet mir Schwierigkeiten - Was gibt mir Sicherheit und Hoffnung?, Wo komme ich her?), zu denen wir uns jeweils in 4er Gruppen zusammentaten und abschliessend im Plenum alles austauschten.

Es war auch dieses Mal wieder interessant, in wie vielen Punkten wir uebereinstimmten und das jede einzelne Antwort sich wie in einem Mosaik einfuegte. Familie und Freunde, eine sichere Zukunft, ein guter Job...das ist uns allen wichtig. Doch durch unsere unterschiedlichen Lebensweisen und Kulturen haben wir verschiedene Vorstellungen, wie wir unsere Traeume realisieren koennen. In unserer Gruppe prallten da doch andere Vorstellungen aufeinander. Geld ist fuer die Reneh Girls wichtig, um einen gewissen Lebensstandard zu erreichen und dafuer moechten sie hart arbeiten. Doch das war fuer uns deutschen Maedels nicht alles. Eine Balance zwischen Geld und Job, Spass und einem inneren Frieden und Glassenheit - das ist es, was wir leben moechten. Gerade bei solchen Themen war es super, dass die Maedchen so gespraechsbereit waren, dass sich eine Diskussion entspinnen konnte. Jetzt, da wir hier vor Ort sind, koennen wir alles besser nachvollziehen. Das, worueber wir schon letztes Jahr sprachen (die Situation zwischen Juden-Arabern), wird im wahrsten Sinne des Wortes sichtbarer fuer uns, aber auch spuerbar / greifbar. Die Maedchen gaben uns die Chance, mehr ueber ihre Herkunft und Probleme in ihrem Land zu erfahren. Und das hat uns nach einem aufwuehlenden Gespraech noch naeher zusammengefuehrt.

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Aus der Sicht einer Gruppenleiterin
Die Anreise und die ersten paar Tage sind gut bewaeltigt. Natuerlich war ich gespannt, wie die Maedchen aus Freiburg alles aufnehmen wuerden die Fremdheit, das Wiedersehen mit den Freundinnen vom letzten Jahr, jetzt in deren Umfeld. Wird die Gruppe gut zusammenfinden, gibt es Heimweh, Aengste, Sorgen, Krankheiten...? Nach den ersten Tagen ziehe ich eine rundum positive Zwischenbilanz: "Meine" Maedchen sind unglaublich neugierig, aufgeschlossen, begeisterungsfaehig und experimentierfreudig, nehmen alles Neue zunaechst mal grundsaetzlich positiv auf, stellen Fragen, wollen wissen und setzten sich mit dem Gesehenen und Gehoerten kritisch auseinander. Die Maedachen aus Reneh und deren Familien machen es uns denkbar leicht durch unglaubliche Herzlichkeit, Gastfreundschaft und gute Laune. Heute ist workshop-Tag. Die Maedchen diskutieren gemeinsam ueber Zukunftsplaene und Wege dorthin. Was stiftet Identitaet, was haben sie gemeinsam, was unterscheidet sie? Ich bin gespannt auf die Ergebnisse, welche jetzt in genau diesem PC, an dem ich gerade sitze erfasst werden muessen, weshalb ich diesen Platz nun schleunigst raeume...ein paar neue Bilder sind hochgeladen, s. Bildergalerie

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