Freitag, 17. April 2009
Kontrolle an einem Checkpoint
Auf dem Rueckweg von Jericho nach Deheishe wurden wir an einem Checkpoint angehalten. Vielleicht lag es daran, dass noch ein anderer Kleinbus aus dem gleichen Fluechtlingslager vor uns die Kontrolle passierte - auf jeden Fall wurden unser Bus zur Seite gewunken, andere Autos fuhren ohne Probleme an uns vorbei...wir mussten warten. Dann stieg ein Soldat ein, kontrollierte die Paesse: er warf kaum einen Blick auf die deutschen Paesse und ging weiter in den hinteren Teil, indem die palaestinensischen Maedchen sassen. Es stellte sich heraus, dass zwei/drei keine Auweise besitzen, da sie noch keine 16 sind. Das wollte er aber nicht glauben, fragte mehrere Male nach dem Alter, ob sie Israeli oder Palaestinenser sind, liess zwei Maedchen aufstehen, um die Groesse zu kontrollieren, ging wieder vor zum Busfahrer, fragte ob er denn schon erwachsen sei...jedesmal als er an meiner Reihe vorbei lief, war das 70cm lange Maschinengewehr, welches jeder Soldat um den Hals haengen hat, auf Augenhoehe. Es ist sicher naiv als Palaestinenserin keine (in diesem Fall Kinderausweis aehnliche) Papiere bei sich zu haben, aber ich habe deutlich gespuert, dass dieser Soldat seine Macht doch auskostet: mit so einer Waffe ausgeruestet und einem Kollegen, der ihm den Ruecken staerkt, hat er einen sehr einschuechternden Eindruck auf mich und die anderen Maedchen gemacht. Wir sassen ganz leise im Bus und hofften, dass unser Busfahrer und unser Begleiter die Sache regeln wuerden. Wir wurden, dann auch bald weiter gewunken: spaetestens nach einer Zigarette war unser Begleiter wieder derselbe und mit dem lauten Sprechgesang kehrte die Normalitaet wieder in unserern Kleinbus...auf dem Weg nach Deheishe und zu einer kleinen Abschiedsfeier.

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Ausflug nach Jericho
Heute sind wir mit einem Bus nach Jericho gefahren. Geplante Abfahrt: 10 Uhr. Uns genannter Treffpunkt: 9.30 Uhr. Tatsaechliche Abfahrt: 11.00 Uhr. Unsere Geduld wird hier haeufig auf die Probe gestellt: wir denken staendig an mit Warten verschwendete Zeit, waehrend sich die Leute hier keinen Stress machen und alles erst mal ruhig angehen. Als wir dann endlich losfahren, werden wir gleich mit einem Unterschied konfrontiert: waehrend wir deutschen Maedchen ruhig im Bus sitzen und den Blick aus dem Bus auf uns wirken lassen, packen die palaestinensischen Maedchen eine Trommel aus und fangen lautstark an zu singen. Mit lauter Geraeuschkulisse aus arabischen Gesang und arabischer Musik aus dem Radio fahren wir Richtung Jericho. Die Landschaft veraendert sich und ist fuer uns etwas vollkommen Neues: Wir fahren von einem kahlen Berg auf den anderen; die einzigen Pflanzen sind vereinzelte Olivenbaeume, spaeter nur noch Grasbueschel. So fahren wir immer tiefer unter Meereshoehe udn sehen von Weitem das Tote Meer.
Als naechstes fahren wir bei Jericho mit einer Seilbahn zu einem Kloster in den Felsen. Wir sind voellig beeindruckt von der Aussicht ueber das Tal, die sich und bietet. Felsige, trockene Berge auf beiden Seiten, dazwischen eine gruene Oasen aus Palmen und Feldern und natuerlich das tote Meer.
Danach gehen wir nach Jericho. Anders als Hebron ist Jericho eine sehr lebendige Stadt mit vielen Menschen auf den Strassen (in den Cafes und Parks allerdings ueberwiegend Maenner), Strassenverkaeufern und Vergnuegungsparks.
Wieder zurueck in Deheishe bringen uns die Maedchen Dakba tanzen bei, einen traditionellen palaestinensischen Tanz - heute ist unser letzter Abend in Deheishe, denn morgen geht es schon wieder zureuck nach Jerusalem. Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht und wir sind alle traurig, dass uns nur noch so wenig Zeit bleibt. Allerdings freuen wir uns auch sehr auf das deutsche Essen, denn fast alle hatten zumindest kurzzeitige Magenprobleme.

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Es ist unglaublich toll, diese andere Kultur so Hautnah miterleben zu koennen, und wir entdecken staendig neue Facetten. Gestern haben wir uns in einem Workshop mit der Rolle der Frauen hier beschaeftigt. Doch gerade in den Gespraechen mit den Maedchen zeigte sich, dass zwar ein Wandel bereits stattfindet, dass aber dennoch vieles tief verankert ist, wie z.B. dass Frauen ab 28 als unverheiratbar gelten, und manche wirklich der Meinung waren, ab 30 koenne man gar keine Kinder mehr bekommnen. DIe Anzahl der kInder wird selbsteverstaendlich vom Mannn festgelegt, "sometimes" wird die Frau auch gefragt!!! Es gibt Boyfriends, doch man trifft sich nie alleine, und er ist derjenige, mit dem man am alllerwenigsten redet, lediglich Blicke tauscht, natuerlich alles im Geheimen.Auh der unterschiedliche Umgang in der Familie, auch in Bezug auf Bildung, mit Soehnen und Toechtern ist augenscheinlich. Dennoch schneiden die Palaestinenser im Vergleich mit anderen arabischen Laendern ziemlich gut ab. Viele sind im Bezug auf ihre eigene Zukunft auch hoffnungsvoll, erreichen zu koennen, was sie wollen.--- wir bleiben gespannt......

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Im Gespraech mit unseren Familien
Die Gastfamilien hier im Camp sind wie erwartet total lieb. Dennoch merkt man einige Unterschiede im Vergleich zu den Familien aus Reineh. In meiner Familie gibt es zum Glueck nicht so viel essen ( da die meisten von uns probleme mit dem magen haben ernaehren wir uns ueberwiegend von weissbrot und so :-)) Aber das Brot ist einfach sooo lecker, meine gastmutter baeckt jeden morgen.mhhhhhhhh
Ausserdem ist auffallend, dass die Menschen hier viel politisch interessierter sind. Gleich zu Beginn wurde ich auf all die Bilder aufmerksam gemacht, die in den haeusern und Strassen anzutreffen sind. Es sind Maenner, die aus verschieden "politischen Gruenden" umgekommen sind. Jede der Maedels hat irgendwie Verwandte oder Bekannte, die davon betroffen sind. Ihnen ist es also sehr wichtig, dass wir ihre Lebensumstaende mitbekommen um das gesehene weiterzuerzaehlen. Politische Gespraeche sind also ein grosser bestandteil unserer Zeit hier. Das ist einerseits schwierig, da ihre Standpunkte fuer uns nicht immer ganz nachvollziehbar sind, andererseits ist es auch total interessant. Es oeffnen sich neue Problemfelder ( konflikte zwischen den Palaestinensern, aufgrund verschiedener politischer Richtungen) und uns wird immer klarer, wie verworren der ganze Konflikt ist. Also wie ihr lesen koennt ist es echt super spannend und voller Ueberraschungen :-)

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Donnerstag, 16. April 2009
Aus der Sicht einer "Ersterkrankten"
Es war tatsaechlich ein einmaliges Erlebnis. Ich hoffe doch sehr, dass es einmalig bleibt! Aufgrund Bluthochdruck und zu niedrigem Blutdruck, bekamen Laima und ich eine Infusion. katharina war es lieber unter der Obhut von Veronika im Hospitz zu bleiben. Durch die Infusion bekamen Laima und ich die verlorenen Naehrstoffe zurueck, leider aber auch Fieber. Dies war nun der Anlass uns in das Krankenhaus auf dem Oelberg zu verlegen. Nun ja, den Weg legten wir in der Ambulance zurueck. Stefanie meinte, man haette dem Fahrstil entnehmen koennen, dass wir einen Herzstillstand gehabt haetten. Es scheint, dass es den Fahrern sehr viel Spass macht, sehr, sehr schnell zu fahren, rote Ampel zu kreuzen und anderen Verkehrsteilnehmern die Vorfahrt zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkt konnten Laima und ich uns aber wieder das erste schwache Laecheln abringen, da es schon etwas skuril war, liegend durch die Altstadt Jerusalems zu rasen. Man sieht also, wir waren auf dem Weg der Besserung! Dazu hat auch sicherlich beigetragen, dass wir davor ganz, ganz herzlich von den Gesunden versorgt und bemuttert wurden, wie natuerlich auch von Stafenie. Vielen Dank an alle von Laima und mir!
Unsere Ersterkrankung zufolge sind nach uns noch einige andere erkrankt. Um genau zu sein, bisher alle auser Franzi, Alia und (zum Glueck) Stafanie!
An alle nun beunruhigten Eltern: Es geht den anderen natuerlich auch so schlecht, wie es einem eben geht, wenn man Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall hat, aber das Krankenhaus haben bisher nur Laima und ich von Innen gesehen!!!
Vielleicht gehoert es ja zu einer solcher Reise dazu...Wir haetten es uns aber doch gerne erspart!
Trotzallem haben sich bisher alle nach einem Tag mehr oder weniger erholt, und wir geniessen unser Abenteuer.
Jetzt gleich werden wir einen Workshop mit den Maedchen aus Deheisha haben (eigentlich hat er vor einer halben Stunde angefangen, aber dafuer sind wir ja in einem arabischen Land :-) )

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Ausflug nach Hebron
Heute morgen haben wir uns alle um 11 Uhr verabredet um nach Hebron zu fahren. Das Wetter war sehr schlecht, es regnete und windete kalt und wir waren noch durchnaesst von einem Spaziergang nach Beit Jala, einem nahegelegenen unspektakulaerem Ort (wir haben eigentlich gar nicht so wirklich mitbekommen in einem anderen Ort zu sein...was ganz typisch fuer die Gegend ist: ein Ort reiht sich an den anderen). Schon im Bus konnten wir israelische Siedlungen sehen, die ueber Kilometer die israelische Machtstellung demonstrieren. Unser "guide" aus dem IBDAA center fuehrte uns durch das Alte Viertel, indem israelische Siedler und Araber zusammen leben. Anders als in Jerusalem ist das Nebeneinanderleben offensichtlich konfliktreicher: in den oberen Stockwerken wuerden "Siedler" leben, in den unteren Palaestinenser. Zwischen den Etagen sind horizontal an vielen Stellen Gitter gespannt: diese dienen zum Schutz der arabischen Bevoelkerung, da sie von ultrakonservativen Siedlern mit Muell beworfen werden. Tatsaechlich haengen in den Gittern Steinbrocken und Abfaelle. Vom Dach einer NGO, die sich in dieser Region engagiert konnten wir auch recht provokant aufgstellten Flaggen und "Ministuetzpunkte" von israelischen Soldaten sehen, die ueber die Siedler "wachen".

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Mittwoch, 15. April 2009
Checkpoint nach Betlehem und Deheische
Der Checkpoint ist schon ziemlich beeindruckend... Ueberall total hohe Zaeune mit Stacheldraht und so. Aber es lief eigendlich alles ganz gut. Wir mussten nicht mal unsere Paesse zeigen und konnten einfach durchlaufen. Aber dann mussten wir noch durch einen labyrinthaehnlichen Gang der irgendwie eingezaeunt war wie ein Huenerstall. Am Ende hat dann die Areej und Hibba auf uns gewartet und wir sind mim Taxi nach Deheische gefahren.

Da haben uns die Maedels voll lieb und begeistert empfangen und wir wurden unseren Gastfamilien "zugeteilt". Den Nachmittag und Abend ueber waren wir dann in den Familien. Ich hatte irgendwie den Eindruck dass sie nicht ganz so herzlich sind wie die Familien in Reine. Nicht dass sie nicht lieb waren und sich Muehe gegeben haben mir alles Recht zu machen. Aber es war z.B so dass ich kurz den Eltern vorgestellt wurde, dann sind wir in ihr Zimmer verschwunden (ich bin in Beiruts Familie), ich hab mich auf ihr Bett gesetzt und sie hat mit ihrem top secret boyfriend gechattet.
Ihre Familie ist schon ziemlich reich. Die haben ein riesen Haus ein bisschen ausserhalb vom Fluechtlingslager. Davon vermieten sie nen grossen teil. Trotzdem sind z.B. die Baeder schon nobler als in Reine.
Ihr Vater war 6 Jahre bei der PLO und ist jetzt Fernsehjournalist.
Sie war schon ganz lieb und hat mir auch viel erzaehlt. Das ist einfach schon was ganz anderes hier. Die sind jetzt echt nicht sonderlich religioes (bei uns im Flur haengt halt einfach ein Bild von einer Frau im BH und so) aber sobald es darum geht ob eine einen Freund hat oder so flippen alle aus. Dabei haben glaub ich fast alle einen Freund. Allein schon deshalb weil man so schoen Geheimnistuerei darum machen kann. :-)
Aber die Beirut hat mir von einem Maedchen erzaehlt in die ein Junge sehr verliebt ist. Jetzt hat ein anderes Maedchen deren Eltern angerufen und ihnen etwas erzaehlt was garnicht passiert ist (so hat sie es mir gesagt). Die Eltern haben es anscheinend allen Lehrern und so erzaehlt und alles sind ausgeflippt, haben sie angeschrien und gesagt wie schlecht sie ist. Dieses Maedchen ist einfach nur noch am Heulen....
Naja, mal ein bischen zu unserem zweitem Tag in Deheische.

Wir haben uns um 9 Uhr am IBDAA haus getroffen. Da wurden gerade Hilfsgueter also Reis oder Mehl und Oel an beduerftige Familien ausgeteilt. Grad nebendran ist ein UN Kindergarten und ein kleines Krankenhaus. Losgegangen sind wir dann so gegen 10 (um 9 war natuerlich fast niemand da, ich auch nicht :-) )
Das war dann so eine kleine Deheischefuehrung. Sie haben uns so die ersten Haeuser die 1957 von der UN gebaut wurden gezeigt aber hauptsaechlich die beiden IBDAA Zentren. Die beinhalte einen grossen Kindergarten ( das war schon ein bisschen erscheckend da sassen halt einfach so 15 Kinder vor dem Fernseher, und zwar ca 2 Stunden lang) Ein Kinderkrankenhaus und ein Frauenzentrum. Ausserdem machen sie viel Programm fuer Jugendliche.
Naja, ich muss jetzt mal aufhoern, wir gehen jetzt in Betlehem die Geburtskirche anschauen... the taxi is waiting!!!!! :-)
Viel liebe Gruesse!!!!!!!!

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Aus der Sicht einer "Gesunden"
Den Montag haben wir noch so richtig schoen ausklingen lassen: zuerst auf dem Dach des Oesterreichischen Hospizes, wo wir eine atemberaubende Sicht auf die Jerusalemer Altstadt, die von der Abendsonne golden leuchtenden Minarette und vor allem den Felsendom hatten und danach im Hof unserer Unterkunft bei arabischen Essen (man nennt es "upside down" = Reis mit Huehnchen). Es war Halbzeit und wir waren gluecklich, dass alles bisher ohne Probleme verlaufen war. Vielleicht waren wir zu gluecklich und euphorisch darueber, denn in der Nacht auf Dienstag hat sich alles ein bisschen geandert. Laima, Greta und Katharina ging es ploetzlich vom Magen her total schlecht. Vielleicht lag es am Essen, Tatsache ist, dass es ihnen bis zum Mittag leider nicht besser ging. Deshalb mussten die drei zum Arzt. Wir anderen waren derweil total in Sorge. Unser Programm geriet ein bisschen durcheinander, doch wir schafften es, einen Falafel runterzukriegen, die Unterkunft fuer eine weitere Nacht fuer unsere geschwaechten Kranken zu verlaengern, unseren Kibbuz-Besuch auf Sonntag zu verschieben, aber es stand ja auch noch unsere Abfahrt nach Deheishe bevor... letztendlich entschieden sich fuenf von uns, schonmal mit dem Taxi vorzufahren. Am Checkpoint wuerden wir, Lisa, Julika, Veronika, Alia und ich, ja auch von Areej und den Maedchen in Empfang genommen werden.

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